Bella die 1MS1

Tierschutzverein Bella Luna e. V.

Bergkamen in Nordrhein-Westfalen

Hilfe  für  verlorene  Hunde  die  in  Not  geraten  sind

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Pflegestellen

Timmy2014Liebe Hundefreunde,

heute haben wir eine Geschichte die mitten ins Herz geht. Das sind Tage, die auch für uns hartgesottene Tierschützer nicht ganz so einfach sind. Auch rein menschlich nicht ganz zu verstehen, jedoch leider nicht zu ändern. Ein geliebtes Haustier abzugeben ist ja schon ein schwerer Schlag, jedoch sich nach 11 Jahren von einem Hund trennen zu müssen, weil man schwer krank geworden ist, ist ja nochmal furchtbarer. Mit 8 Wochen kam der kleine Timmy zu ihr. Jetzt sitzt Frauchen mit 45 Jahren im Rollstuhl und lebt seit einem Jahr in einer Pflegeeinrichtung-mit Timmy.

Es gab keine besonderen Vorkommnisse, einige mochten Timmy sehr, einige war es egal und ein paar Menschen fanden in nicht gut. Timmy genoss das neue Umfeld mit Frauchen auf dem Schoß und ließ sich die Sonne auf das Fell scheinen. Nun muss ja auch sauber gemacht werden in ihrem Zimmer und dabei passierte es. Die Reinigungskraft trat Timmy auf die Pfote und er biss ihr in den Fuß-meiner Meinung nach eine ganz normale Reaktion von Timmy.

Wenn mit Jemand auf die Füße tritt bin ich auch nicht begeistert. Es gab das Gespräch mit der  Leitung der Einrichtung mit dem Endergebnis, Timmy muss gehen und zwar schnell.

Wir wurden kontaktiert und boten schnelle Hilfe an, Conny und Wolfgang, eine Pflegestelle von uns wollten den kleinen Kerl als Pflegehund aufnehmen. So, dann kam der Zeitpunkt zur Einrichtung zu fahren. Auf dem Weg dahin wurde mir mulmig, auf dem Parkplatz schlecht. Über eine Abholung eines Tieres zu reden ist eine Sache, über einen Hund, dessen Frauchen 5 Jahre jünger ist als ich, eine ganz andere.

Da standen sie nun auf dem Parkplatz. Frauchen mit Timmy, Frauchens Schwester und Vater. Wir setzten uns in den Gartenbereich der Einrichtung und sprachen. Es kam mir vor wie ein Besuch einer Freundin, jedoch mit dem Beigeschmack das ich gleich diese Aufgabe hatte Timmy mit zu nehmen.

Nach einer ganzen Weile wurde es dann ernst, wir stellten Timmy´s Habseligkeiten ins Auto. Ich kam mir vor wie ein Vollstrecker, das liest sich für nicht Hundefreunde jetzt vielleicht komisch und viele werden denken, ach mein Gott stell Dich nicht so an, das ist doch nur ein alter Hund. Ja gerade darum hätte ich schreien können.

Ein alter Hund. Ein trauriges, völlig am Boden zerstörtes Frauchen. Scheiß Job. Ich kann besser damit umgehen wenn ich einen völlig verwahrlosten, verkommen Hund aus einem Haus hole, auch das ist nicht einfach, aber besser zu ertragen.

 Als wir uns verabschieden, kommt eine nette Dame, dessen Mann ebenfalls in dieser Einrichtung lebt zu uns und verabschiedet sich auch von Timmy. Mit Tränen in den Augen sagt sie uns, sie hätte ihn so gerne aufgenommen, jedoch muss sie erst mit ihren Kindern darüber reden.

Was eine Situation, ich glaube, man redet da vom Wechselbad der Gefühle. Gut, ich fuhr rückwärts vom Parkplatz und winkte allen zu, wie grausam. Timmy saß im Auto und rührte sich nicht. Ich dachte daran, dass ich als alte Frau von Zuhause abgeholt werde und ich begreife es nicht. Wohin geht die Reise? Wo lande ich? Ein Fragezeichen nach dem anderen  über dem Kopf.

Meine ganzen sieben Sachen im Gepäck und mit einem Arschtritt in die Zukunft, tolle Wurst. Immer musste ich an das Gesicht von Frauchen denken. Da holte mich mein Handy aus den Gedanken. Ok, es liest sich alles wie in billiger Groschenroman, aber so war es eben. Am anderen Ende flötete die Dame die ich vorhin kennen gelernt hatte, sie könnte Timmy zu sich nehmen.

Ihre Kinder wohnen direkt neben ihr und begrüßen es dass ihre Mutter wieder einen Vierbeiner zu sich holt. Ich wusste nicht, ob ich heulen oder lachen sollte. Ich sagte ihr, ich komme in einer Stunde zu ihr. Ich erzählte Timmy die tolle Botschaft, er schwieg. Wir fuhren zu ihr und an der Haustür standen schon alle um Timmy zu begrüßen.

Er ließ sich das alles gefallen und beschnupperte  seinen neuen Garten. So viele fremde Gerüche und Eindrücke, aber es gefiel ihm. Er ließ sich gerne anfassen, allerdings mit Bestechung in Form von Leckerchen. Wir sprachen noch eine ganze Zeit, dann verabschiedete ich mich von Timmy und versprach ihm in die Pfote, dass er einen guten Platz gefunden hätte.

Ich fuhr nach Hause, der Tag war gelaufen, obwohl es gut für Timmy geendet hat, ließ mich das Schicksal einfach nicht los. Tagelang war das Thema bei uns auf dem Plan. Was sind wir für eine Gesellschaft? Wenn mehr Geld in die Pflege gehen würde, anstatt in die Rüstung, wären wir viele kleine Kriege los. Ich weiß, dass wir die Welt nicht retten können, aber Menschen die  mit Menschen zu tun haben, sollten menschlicher werden.

Dieser kleine, alte Rüde hatte sich nur gewehrt. Auch wenn er andere Hunde auf dem Schoß angegiftet hat, ja und? Alte Menschen werden auch wunderlich, warum gestattet man alten Tieren das nicht auch zu? Ok, das Personal hat keine Zeit für Tiere die mit im Haus leben. Oft ja noch nicht mal für die Menschen die dort leben.  

Wie viel Lebensqualität bringt ein Tier mit für seinen Menschen und die anderen Mitbewohner. Und dann bekommt ein alter Hund den Arschtritt, das kann nicht sein. Seinem Frauchen bröckelt so langsam ihr kleines bescheidenes Leben immer ein Stück weiter weg. Sie ist komplett auf andere Hilfe angewiesen. Ich bin wütend aber auch machtlos. Da verstehe ich nun nicht, dass vor der Eingangshalle des Hauses eine große massive Hundefigur steht, wie ein Denkmal. Für Besucher macht es den Eindruck, ah Hunde willkommen. Ich sage nur, ja aber bitte aus Beton.

Das soll jetzt keine Beschwerde an unsere Arbeit sein, aber manchmal müssen wir auch unseren Druck und Unmut loswerden.

Petra Gerlach für das Team von Bella Luna